Photovoltaik oder Solarthermie? Die Systemanalyse für Technik-Enthusiasten

Solartechnik im Haus: Photovoltaik oder Solarthermie? Die Entscheidungshilfe für Technikaffine

Sie planen eine energetische Modernisierung und stehen vor dem Solarrätsel: Photovoltaik oder Solarthermie? Die Frage ist fundamental – es geht um zwei physikalisch unterschiedliche Prinzipien mit komplett verschiedenen Anwendungsprofilen. Wer hier verwechselt, landet schnell bei ineffizienten Lösungen. Für IT-Entscheider besonders relevant: Diese Technologien sind längst datengesteuerte Systeme, die sich perfekt in Smart-Home-Architekturen einfügen lassen. Doch der Reihe nach.

Physikalische Grundunterschiede: Strom versus Wärme

Der Kernirrtum beginnt oft beim Begriff: „Solaranlage“ ist kein Synonym für PV. Photovoltaik wandelt Licht direkt in elektrischen Strom um – Siliziumhalbleiter erzeugen Gleichstrom, Wechselrichter machen Netzwechselstrom daraus. Solarthermie dagegen nutzt Kollektoren als Wärmefänger. Eine Trägerflüssigkeit transportiert thermische Energie zum Speicher. Das ist so unterschiedlich wie Prozessor und Heizlüfter.


Unsere Sonderaktion

Kostenfreie Tipps, Infos und Checklisten hier anfordern







    Praxisbeispiel: Ein 30 m²-Dach in München. Bei PV liefern 10 kWp rund 10.000 kWh Strom jährlich – genug für 3.500 km E-Auto plus Haushaltsstrom. Dieselbe Fläche mit Röhrenkollektoren belegt? Dann kommen 15.000 kWh Wärme raus, was einen Ölkessel 1.500 Liter sparen lässt. Aber Achtung: Strom lässt sich universeller nutzen.

    Technologie-Check: Vor- und Nachteile im Systemvergleich

    Kriterium Photovoltaik Solarthermie
    Hauptnutzen Stromerzeugung (Eigenverbrauch/Einspeisung) Warmwasser/Heizungsunterstützung
    Flächeneffizienz ~150-200 kWh/m²/Jahr ~500-700 kWh/m²/Jahr (Wärmeäquivalent)
    Systemkomplexität Mittel (Wechselrichter, EVU-Anmeldung) Hoch (hydraulische Einbindung, Regelungstechnik)
    Wartungsanfälligkeit Niedrig (reinigen, Monitoring) Mittel (Frostschutz, Pumpe, Druckhaltung)

    Dabei zeigt sich: PV-Anlagen sind wie Serverfarmen – modular skalierbar und remote wartbar. Solarthermie ähnelt eher alten Mainframes: performant, aber mit höherem Integrationsaufwand. Für Techies entscheidend: PV-Daten lassen sich via Modbus oder APIs problemlos in Hausautomation einbinden. Bei Thermieanlagen hängt’s am Controller-Hersteller.

    Wärmepumpe: Der ideale Partner für PV-Strom

    Hier kommt die Sektorenkopplung ins Spiel. Moderne Wärmepumpen mit hoher Jahresarbeitszahl (JAZ > 4) veredeln selbst erzeugten PV-Strom zu Heizenergie – ein energetischer Dreifachsprung. Ein interessanter Aspekt: Je höher die Eigenverbrauchsquote, desto schneller amortisiert sich die Anlage. Und ITler liefern die Lösung: Intelligentes Lastmanagement steuert Wärmepumpe, Speicher und E-Auto-Ladung nach Erzeugungsprognosen.

    Doch Vorsicht bei der Auslegung: Luft-Wasser-Wärmepumpen brauchen 1.000-1.500 kWh Strom pro Jahr und 20 m² Wohnfläche. Bei 150 m² sind das schon 7.500 kWh – ohne Warmwasser! Da lohnt sich die Kombi mit PV: Eine 10 kWp-Anlage deckt 60-70% des Wärmepumpenstroms. Nicht zuletzt wegen der aktuellen Förderbedingungen: BAFA gibt bis zu 40% Zuschuss, wenn PV und Wärmepumpe kombiniert werden.

    Anbieterauswahl: Die sieben Todsünden beim Kauf

    Das Angebotschaos ist enorm. Vom Online-Discounter bis zum regionalen Handwerker – Qualitätsunterschiede sind eklatant. Nach 20 Jahren Branchenbeobachtung rate ich: Finger weg von Anbietern, die…

    1. …keine detaillierte Ertragsprognose vorlegen (Tools wie PV*SOL sind Standard)
    2. …pauschale Flächenangaben machen ohne Dachscan-Analyse
    3. …Wechselrichter ignorieren (das Gehirn der Anlage!)
    4. …keine Referenzanlagen in Ihrer Region zeigen können
    5. …Garantien mit Asterisk versehen (*nur bei Wartungsvertrag)
    6. …kein Monitoring-System anbieten
    7. …auf Rückfragen zu Datenprotokollen (SunSpec, Modbus TCP) patzig reagieren

    Ein guter Indikator: Seriöse Planer fragen nach Ihrem Stromverbrauchsprofil. Ohne Lastganganalyse ist jede Dimensionierung Raten. Wer als Admin seine Serverkühlung oder Klimaanlage betreibt, sollte das erwähnen – solche Lasten ändern die Wirtschaftlichkeitsrechnung fundamental.

    Technische Due Diligence: Worauf ITler besonders achten sollten

    Sie werten Logfiles aus und konfigurieren Firewalls? Dann nutzen Sie diese Skills bei der Anlagenplanung:

    • Datenprotokolle: Fordern Sie Offenheit bei Schnittstellen. SMA Sunny Home Manager? Fronius Datamanager? Gute Systeme exportieren per MQTT oder bieten REST-APIs.
    • Cybersicherheit: Vermeiden Sie Cloud-only Lösungen! Lokale Datenhaltung mit optionaler Anbindung ist Pflicht. Fragen nach Firmware-Updates.
    • Monitoring: Echtzeit-Dashboards sollten Wirkungsgrad pro String anzeigen, nicht nur Gesamtertrag. Bei Thermie: Temperaturdifferenzen und Volumenströme.
    • Skalierbarkeit: Lassen sich Speicher später nachrüsten? Kann man Wechselrichter parallel schalten? Das ist wie Server-Clustering – nur für Strom.

    Dabei zeigt die Praxis: Viele Handwerksbetriebe hinken bei IT-Kompetenz hinterher. Ein Münchner Installateur meinte kürzlich: „Warum wollen Sie die Rohdaten? Unsere App zeigt doch den Tagesertrag.“ Da hilft nur: Konsequent Fachfirmen mit digitalem Schwerpunkt suchen. Labels wie „Smart Energy Pro“ oder „E-Handwerksfachbetrieb“ sind gute Hinweise.

    Wirtschaftlichkeit: Rechenexempel für Nerd

    Vergessen Sie pauschale Amortisationsangaben! Entscheidend sind individuelle Parameter. Nehmen wir ein Beispiel:

    Szenario: EFH 140 m², Stromverbrauch 4.500 kWh/a, Gasheizung. Option 1: PV-Komplettanlage 10 kWp mit 8 kWh Speicher (ca. 24.000€ brutto). Option 2: Solarthermie für WW + Heizungsunterstützung (14 m², 9.000€) plus Luft-WP (16.000€).

    Rechnung PV-System:
    – Erzeugung: 10.000 kWh/a
    – Eigenverbrauch: 35% direkt + 15% via Speicher = 50% (5.000 kWh)
    – Stromkosteneinsparung: 5.000 kWh × 0,32 € = 1.600 €/a
    – Einspeisevergütung: 5.000 kWh × 0,083 € = 415 €/a
    – Gesamtentlastung: 2.015 €/a → Amortisation in 12 Jahren

    Rechnung Kombi Thermie+WP:
    – Thermie spart 60% Gas für WW (300 €/a)
    – WP-Strombedarf: 7.500 kWh × 0,32 € = 2.400 €/a
    – Gaseinsparung Heizung: 100% (1.800 €/a)
    – Nettoersparnis: (1.800€ + 300€) – 2.400€ = -300 €/a?!

    Was läuft falsch? Ohne PV steigt die Stromrechnung! Die Lösung: Kombination aller Technologien. Mit PV für WP-Betrieb wird die Rechnung positiv. Dabei zeigt sich: Isolierte Lösungen sind oft Suboptimum. Systemdenken ist gefragt.

    Zukunftssicher planen: Die Rolle von Speichern und Smart Grid

    Wer heute PV installiert, sollte Speichervorrüstung einplanen. Warum? Weil die digitale Energiezukunft bereits begonnen hat:

    • Bidirektionales Laden: E-Autos werden ab 2025 als Pufferspeicher dienen (Vehicle-to-Home)
    • Regelenergiemärkte: Virtuelle Kraftwerke zahlen für netzdienliches Einspeisemanagement
    • Dynamische Tarife: Tibber & Co. nutzen Börsenstrompreise – bei negativen Preisen lohnt sich Heizungseinschalten

    Für Admins besonders spannend: Open-Source-Energiemanager wie OpenEMS oder Home Assistant integrieren PV, WP und Speicher in eine Steuerlogik. Da können Sie selbst Regelalgorithmen schreiben – wenn der Anbieter die Schnittstellen freigibt. Nicht zuletzt deshalb: Verträge genau prüfen! Manche Hersteller sperren Zugriffe unter dem Deckmantel der „Gewährleistung“.

    Fazit: Technologie als Enabler, nicht als Religion

    Die ideale Lösung? Gibt es nicht. Aber es gibt passgenaue Systeme. Wer hohen Warmwasserbedarf hat (Großfamilie, Wellnessdusche), kombiniert PV mit thermischen Röhrenkollektoren. Technikenthusiasten mit E-Auto fahren mit PV-Speicher-Wärmepumpe plus intelligenter Steuerung am besten. Und wer Platz hat? Installieren Sie beides – Dachflächen sind zu wertvoll für Monokulturen.

    Letzter Tipp: Nutzen Sie Ihre IT-Affinität! Fragen Sie nach Datenformaten, Protokollen und Updatezyklen. Ein guter Anbieter wird das verstehen – ein schlechter Sie für einen Störfaktor halten. Aber genau diese kritische Haltung braucht die Branche. Denn nur mit transparenten, offenen Systemen erreichen wir die Energiewende im Kleinen. Und die beginnt nun mal auf Ihrem Dach.

    Sonderaktion – Nur heute kostenfrei

    Verpasse jetzt nicht unsere exklusiven Tipps und Informationen.