Die richtigen Solar- und Wärmepumpen-Partner finden: Eine Checkliste für Hausbesitzer
Sie wollen unabhängiger werden vom Strommarkt, die Energiewende im eigenen Keller und auf dem Dach realisieren? Verständlich. Doch zwischen der Entscheidung für Solarstrom oder Wärmepumpenheizung und der schlüsselfertigen Anlage liegt ein Minenfeld aus unseriösen Lockangeboten, technischen Halbwahrheiten und handwerklichen Pfusch. Als Hausbesitzer stehen Sie vor der zentralen Frage: Wer plant und installiert das Ganze eigentlich? Die Wahl des Partners entscheidet über Jahrzehnte Laufzeit – oder über Ärger mit defekten Wechselrichtern und unterdimensionierten Sonden.
Vorbereitung: Das Fundament vor der ersten Anfrage
Bevor Sie überhaupt den ersten Anbieter kontaktieren, sollten Sie Ihre Ausgangslage präzise kennen. Ein häufiger Fehler: Man lässt sich von einem PV-Verkäufer mit Renditeversprechen ködern, ohne die eigenen Verbrauchsdaten zu checken. Dabei zeigt die Praxis: Wer seine Lastprofile nicht analysiert, kauft oft zu groß dimensionierte Anlagen mit unattraktiver Eigenverbrauchsquote. Holen Sie sich die Strom- und Heizkostenabrechnungen der letzten drei Jahre raus. Notieren Sie nicht nur Jahresverbräuche, sondern wenn möglich auch saisonale Schwankungen – relevant besonders für Wärmepumpen.
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Ein interessanter Aspekt: IT-affine Nutzer haben hier Vorteile. Smart-Home-Systeme oder einfache Stromzähler-Logger liefern detaillierte Verbrauchsdaten im 15-Minuten-Takt. Diese CSV-Dateien sind Gold wert für eine präzise Dimensionierung. Wer das nicht hat: Einfach mal den Trockner und die Spülmaschine getrennt vom Elektroauto laden messen. Jedes Kilowatt, das Sie zeitlich verschieben können, verbessert später Ihre Autarkiebilanz.
Parallel dazu: Klären Sie die baulichen Rahmenbedingungen. Dachneigung? Ausrichtung? Verschattung durch Bäume oder Nachbargebäude? Besonders bei Wärmepumpen wird das gerne vernachlässigt. Luft-Wasser-Systeme brauchen Platz für Schallschutz, Erdwärme erfordert Grundstücksfläche oder Tiefenbohrungen – und dafür brauchen Sie amtliche Genehmigungen. Nicht zuletzt: Prüfen Sie Ihre Elektroverteilung. Ein 30 Jahre alter Zählerschrank wird bei 10 kWp PV und 11 kW Wärmepumpe zum Nadelöhr. Ein Vor-Ort-Check durch einen unabhängigen Elektriker spart später böse Überraschungen.
Die Angebotsphase: Vergleichen, aber richtig
Jetzt geht’s ans Eingemachte: Angebote einholen. Und hier beginnt der Wildwuchs. Sie werden auf „Komplettpakete“ stoßen, die PV, Speicher und WP als Bundle anpreisen – manchmal sinnvoll, oft nur Marketing. Verlangen Sie immer eine getrennte Auflistung der Komponentenkosten, Montage und Planungsleistungen. Ein seriöser Anbieter legt offen, welches Wechselrichter-Modell verbaut wird, ob es sich um Glas-Folie- oder Glas-Glas-Module handelt und welche Jahresarbeitszahl (JAZ) die Wärmepumpe voraussichtlich erreicht. Vorsicht bei Pauschalangaben wie „hochwertige Komponenten“. Das ist so aussagekräftig wie „schneller Computer“.
Bei der Wärmepumpe kommt es aufs Detail an: Verlangen Sie die Berechnung der Heizlast nach DIN EN 12831. Faustformeln à la „100m² = 10 kW Heizleistung“ sind unseriös. Ein guter Planer fragt nach Dämmstandard der Außenwände, Fensterqualität und sogar dem Nutzerverhalten. Wer seine Räume auf 24°C heizt, braucht mehr Leistung als der Sparsame mit 21°C. Besonders wichtig: Die prognostizierte JAZ muss auf Ihrem Standort basieren, nicht auf Laborwerten. Im kalten Allgäu arbeitet eine Luft-Wärmepumpe weniger effizient als am milden Rheinufer.
Bei PV lohnt ein kritischer Blick auf die Ertragsprognose. Welches Tool nutzt der Anbieter? PV*SOL oder Sunny Design sind Marktstandard, Excel-Tabellen aus dem Internet eher fragwürdig. Simuliert die Prognose Verschattungen durch Kamine oder Satellitenschüsseln? Und: Wird der Eigenverbrauch realistisch kalkuliert? Wer behauptet, Sie könnten mit 5 kWp-Anlage und ohne Speicher 70% Ihres Stroms selbst nutzen, hat entweder magische Fähigkeiten – oder lügt.
Technische Due Diligence: Worauf Sie achten müssen
Komponentenwahl ist kein Branding-Quiz. Beim Wechselrichter kommt es nicht auf den Namen an, sondern auf Wirkungsgrad, Garantieumfang und Fernüberwachungsfähigkeit. Fronius oder SMA sind etabliert, aber auch Kostengeräte von Huawei können sinnvoll sein – wenn der Installer den Support gewährleistet. Entscheidend: Passen Wechselrichterleistung und Modulstrings zusammen? Unterdimensionierte Wechselrichter beschneiden Erträge, überdimensionierte sind teurer als nötig.
Bei Modulen selbst geht der Trend klar zu bifazialen Glas-Glas-Paneelen. Die kosten zwar 10-15% mehr, liefern aber höhere Erträge und halten locker 30 Jahre. Finger weg von No-Name-Ware aus zweifelhaften Quellen. Seriöse Anbieter nennen Ihnen nicht nur Hersteller, sondern auch die konkrete Modellreihe und geben Auskunft über Degradation – also den jährlichen Leistungsverlust.
Speicher sind das Sorgenkind vieler Anlagen. Lithium-Ionen-Technik dominiert, aber die Unterschiede sind enorm. Fragen Sie nach der zyklenfesten Kapazität (nicht der Bruttokapazität!), der Entladetiefe und der Garantie in MWh statt nur in Jahren. Ein guter Richtwert: 1 kWh Speicherkapazität pro 1000 kWh Jahresstromverbrauch. Und denken Sie an die Zukunft: Lässt sich der Speicher nachrüsten, falls Sie später ein E-Auto laden wollen?
Bei Wärmepumpen dreht sich alles um die Jahresarbeitszahl. Luft-Wasser-Systeme liegen bei 2,8-3,8, Sole/Wasser bei 4,0-5,0. Entscheidend ist aber nicht der Maximalwert, sondern der COP bei -7°C oder -10°C – also genau dann, wenn Sie die meiste Heizleistung brauchen. Verlangen Sie die Leistungsdatenblatt-Ausschnitte für diese Bedingungen. Und achten Sie auf den Schallleistungspegel! Ein Zuviel an Dezibel macht Nachbarn und Sie selbst unglücklich.
Der Handwerker-Check: Kompetenz statt Plattitüden
Ein Tipp, der unter Technikern oft flüsternd weitergegeben wird: Fragen Sie den Anbieter nach Fehlern. Ja, richtig gehört. „Welche typischen Probleme treten bei Ihren Installationen auf und wie vermeiden Sie sie?“ Wer darauf nur Standardantworten gibt oder Fehler komplett leugnet, ist unseriös. Erfahrene Handwerker kennen die Schwachstellen – sei es falsch verlegte DC-Leitungen bei PV oder mangelhafte Hydraulik-Abgleich bei Wärmepumpen.
Verlangen Sie Referenzen – am besten von Anlagen, die mindestens zwei Jahre laufen. Ein guter Indikator: Schaut der Anbieter auf sein Dach? Firmen, die selbst große PV-Anlagen betreiben oder mit Wärmepumpen heizen, wissen worauf es ankommt. Prüfen Sie auch die Zertifizierungen. „Fachhandwerker für Wärmepumpen“ (BWP) oder „PV-Professional“ (DGS) sind Mindeststandards. Elektro-Fachbetrieb nach DIN EN ISO 9001? Pflicht.
Ein oft übersehener Punkt: Wer macht eigentlich die Inbetriebnahme? Der Sub-Subunternehmer aus Polen? Seriöse Betriebe schicken ihren eigenen, zertifizierten Monteur – und der erklärt Ihnen auch die Bedienung. Fragen Sie explizit nach der Übergabe: Gibt es ein ausführliches Anlagendokumentation inklusive Schaltpläne und Wartungsprotokolle? Das ist später Gold wert für Fehlersuche oder Garantiefälle.
Vertragsfalle und Förderdschungel
Jetzt wird’s juristisch. Vorsicht bei „All-Inclusive“-Verträgen ohne Leistungsbeschreibung! Ein solides Angebot listet exakt auf: Modelltypen, Leistungsdaten, Montageumfang (inkl. Gerüst, Entsorgung Altmaterial), Inbetriebnahme und Dokumentation. Wichtig: Die Leistungsgarantie sollte nicht nur die Produktgarantie des Herstellers umfassen, sondern auch eine Ertragsgarantie für die ersten Jahre. 90% nach zwei Jahren ist machbar.
Bei Wärmepumpen ist die hydraulische Einbindung oft Streitpunkt. Steht im Vertrag, wer die Heizkurve einstellt und den Abgleich vornimmt? Das macht 30% der Effizienz aus! Und: Gibt es eine Service-Flatrate für die ersten Jahre? Wärmepumpen sind wartungsintensiver als PV-Anlagen – Filterwechsel, Kältemittelchecks, Softwareupdates.
Förderanträge sind ein eigenes Drama. BAFA, KfW, Landesprogramme – das ist ein Bürokratiemonster. Ein guter Anbieter übernimmt nicht nur die Antragstellung, sondern kennt auch die versteckten Fallstricke. Beispiel: Wer erst den BAFA-Antrag für die Wärmepumpe stellt und dann später PV nachrüstet, kann Fördergelder verlieren. Oder: Bei KfW-Krediten für Effizienzhäuser muss die PV-Anlage oft bestimmte Grenzwerte beim Wirkungsgrad erfüllen. Hier zählt Erfahrung.
Red Flags: Warnsignale für unseriöse Anbieter
Manche Muster erkennen Sie sofort. „Limited Time Offer“-Druck am Telefon? Finger weg. Anbieter, die ohne Vor-Ort-Termin ein Festpreisangebot machen? Unmöglich – außer sie mogeln mit Pauschalannahmen. Vorsicht auch bei Firmen, die nur Eigenmarken verbauen: Da steckt oft billige OEM-Ware mit aufgeklebtem Logo drin.
Ein Klassiker: Die „Kostenlose Energieberatung“, die sich als Verkaufsveranstaltung entpuppt. Seriöse Planer verlangen ein Honorar für die Konzeption – das spart Ihnen später das Doppelte an Fehlinvestitionen. Misstrauen Sie auch Anbietern, die keine eigenen Monteure haben, sondern nur Subunternehmer koordinieren. Bei Gewährleistungsfällen beginnt dann das Ping-Pong-Spiel.
Technische Red Flags: Keine Angaben zur Verschattungsanalyse? Unklare Garantiebedingungen für die Montage? Angebote ohne Simulationsunterlagen? Das sind keine Kleinigkeiten. Besonders dreist: Lockpreise für Mini-Anlagen („PV-Starterpaket für 5.000€“), die später durch „notwendige Aufrüstungen“ explodieren.
Nach der Installation: Der lange Atem zählt
Die Anlage läuft – aber der Job des Anbieters ist damit nicht erledigt. Wie schnell reagiert er auf Störungen? Gibt es einen 24h-Notdienst? Prüfen Sie die Fernüberwachung: Können Sie selbst online sehen, ob die Wärmepumpe effizient arbeitet oder der PV-Ertrag einbricht? Gute Anbieter bieten Monitoring inklusive automatischer Alarmierung bei Leistungsabweichungen an.
Ein unterschätztes Thema: Wartungsverträge. Bei PV reicht meist eine jährliche Sichtprüfung, aber Wärmepumpen brauchen Fachbetreuung. Achten Sie darauf, dass nicht nur der Kältemitteldruck geprüft wird, sondern auch die Systemlogik. Algorithmen optimieren heute die Vorlauftemperaturen – wenn sie richtig kalibriert sind.
Zum Schluss ein Praxistipp: Dokumentieren Sie jeden Schritt. Von der ersten Mail-Anfrage bis zur Abnahme. Fotografieren Sie Leitungsverlegungen im Rohbau, speichern Sie Simulationsberichte. Sollte es Jahre später zu Gewährleistungsstreitigkeiten kommen, ist das Ihr Beweismittel. Denn eines ist klar: Bei Anlagen mit 20+ Jahren Laufzeit werden Sie irgendwann mit dem Anbieter reden müssen – hoffentlich nicht vor Gericht.
Die Energiewende im Kleinen lebt von kompetenten Handwerkern, nicht von Billigheilsversprechen. Nehmen Sie sich Zeit für die Anbieterauswahl. Es ist wie bei Softwareprojekten: Schlechte Planung kostet später ein Vielfaches an Debugging-Aufwand. Nur dass Sie hier nicht einfach neu kompilieren können.
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