Photovoltaik und Wärmepumpen: Wie Sie den richtigen Handwerksbetrieb finden – jenseits von Billigangeboten und Hochglanzbroschüren
Sie haben die Entscheidung getroffen: Ihr Haus soll unabhängiger werden, mit Solarstrom auf dem Dach und einer Wärmepumpe im Keller. Doch jetzt stehen Sie vor dem eigentlichen Dickicht – der Suche nach dem passenden Handwerksbetrieb. Denn hier entscheidet sich, ob Ihre Anlage über 20 Jahre läuft wie ein Schweizer Uhrwerk oder zur Dauerbaustelle wird. Keine Sorge, wir durchleuchten das System.
Vor dem ersten Angebot: Die Hausaufgaben
Wer ohne Daten in die Anbieterrecherche stolpert, wird schnell zum Spielball geschickter Verkaufsstrategien. Legen Sie selbst das Fundament:
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1. Energiestatus Quo: Holen Sie die letzten drei Strom- und Heizkostenabrechnungen hervor. Wie viel verbrauchen Sie wirklich? Ein IT-affiner Hausbesitzer sollte hier schon mal selbst ein Energiemonitoring-Tool wie Home Assistant oder Shelly Cloud installieren – die Daten sind Gold wert.
2. Dach-Check digital: Nutzen Sie Tools wie Google Sunroof oder Dach.de für eine erste Einschätzung der PV-Eignung. Wichtige Parameter: Ausrichtung, Neigung, Verschattung durch Bäume oder Satellitenschüsseln. Machen Sie Fotos aus allen Himmelsrichtungen – gute Betriebe verlangen das ohnehin.
3. Der Wärmepumpen-Code: Entscheidend ist die Jahresarbeitszahl (JAZ). Unter 3.0 wird unwirtschaftlich. Aber Vorsicht: Pauschalversprechen sind unseriös. Seriöse Planer berechnen die JAZ auf Basis Ihrer Heizlast und lokaler Klimadaten – verlangen Sie die Berechnungsgrundlage.
Anbieterrecherche: Wo die Profis lauern
Vergleichsportale locken mit schnellen Angeboten. Doch bei Komplettsystemen aus PV, Speicher und Wärmepumpe ist das wie ein Serverkauf nach Kilopreis. Besser:
Verbandscheck: Handwerksbetriebe mit PV-Spezialisierung finden Sie beim Fachverband SHK (Sanitär-Heizung-Klima) oder über die DGS (Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie). Entscheidend: Fragen Sie nach zertifizierten Elektrofachkräften für Photovoltaik (DIN EN 62446) und WP-Zertifizierungen (EHPA).
Das GitHub-Prinzip: Wie in der IT zählt der Code – hier: Referenzanlagen. Verlangen Sie Adressen von drei Kunden, deren Systeme mindestens zwei Jahre laufen. Fahren Sie vorbei! Fragen Sie nach Reaktionszeiten bei Störungen und ob die prognostizierten Erträge erreicht werden.
IT-Kompatibilität testen: Ein Betrieb, der heute noch keine Schnittstellen zu E3DC, SolarLog oder Kostal anbietet, arbeitet mit veralteter Firmware. Fragen konkret: „Kann ich die Anlagenperformance via API auslesen?“ Die Antwort verrät mehr als jedes Prospekt.
Die Angebotsfalle: Was steht im Kleingedruckten?
Ein 30-seitiges Angebot ist nutzlos, wenn es diese Punkte verschleiert:
Kritische Stelle | Worauf achten? | Alarmzeichen |
---|---|---|
Komponentenliste | Exakte Modellbezeichnungen (nicht nur „PV-Modul 400W“), Wechselrichter-Typ, Speicherkapazität in nutzbarem kWh | „Markenmodule“ ohne Herstellerangabe, „gleichwertige“ Komponenten |
Garantien | Getrennte Angaben: Herstellergarantie (Module: 25 Jahre), Leistungsgarantie (z.B. 90% nach 10 Jahren), Handwerksgarantie (mind. 2 Jahre) | Pauschale „10 Jahre Gesamtgarantie“ |
Leistungsumfang | Inklusive: Statikprüfung, Netzanschluss, Einspeisezähler, Inbetriebnahme durch zert. Elektriker, Übergabe Dokumentation | „Optional“ bei Fundament für WP-Außengerät oder Wallbox-Anschluss |
Wärmepumpen-Details | Schallleistungspegel (dB(A)), berechnete JAZ, Regelstrategie für Heizkurve, Frostschutz | Fehlende Schallprognose, pauschale „sehr leise“-Angaben |
PV-Systeme: Mehr als nur Module
Die Diskussion dreht sich oft um monokristalline vs. polykristalline Module. Dabei ist das nur die Spitze des Eisbergs:
Wechselrichter-Strategie: Bei Verschattung sind Modulwechselrichter (MICs) oder Optimierer sinnvoll – verlangen Sie die Simulation unterschiedlicher Szenarien. IT-Profis schätzen Geräte mit lokaler Datenausgabe (per MQTT), nicht nur Cloud-Lösungen.
Speicher-Intelligenz: Die Kapazität (kWh) ist nur ein Faktor. Entscheidend: Entladetiefe (DoD), Wirkungsgrad, Zyklenzahl. Fragen Sie nach der Regelungslogik: Läd der Speicher Mittagsspitzen ab oder optimiert er Eigenverbrauch über 24 Stunden? Open-Source-fähige Systeme (z.B. SolarAssistant) geben Ihnen Kontrolle zurück.
Montage: Unsichtbare Risiken: Billigklemmen rosten durch, ungeeignete Unterkonstruktionen führen zu Dachlecks. Verlangen Sie Materialnachweise: Aluminium mindestens AW-6060 T66, Edelstahlschrauben nach DIN EN ISO 3506. Ein Tipp: Fragen Sie nach Fotos von realisierten Dachdurchdringungen.
Wärmepumpen: Die leise Revolution
„Luft-Wasser ist immer günstiger“ – dieser Pauschalmythos kostet viele Hausbesitzer bares Geld. Dabei zeigt sich:
Sole vs. Luft: Erdwärmepumpen erreichen JAZ-Werte über 4.0, sind leiser, aber teurer in der Installation. Entscheidend ist die Bodenbeschaffenheit. Ein guter Anbieter macht vor Ort einen Thermal Response Test (TRT), nicht nur eine grobe Schätzung.
Inverter-Technik: Modulationsfähige Geräte passen die Leistung stufenlos an – spart Strom und reduziert Takten. Verlangen Sie im Angebot den Leistungsmodulationsbereich (z.B. 25-100%).
Die Hydraulik-Falle: Die WP ist nur so gut wie ihr Heizungssystem. Alte Heizkörper mit 70°C Vorlauf? Dann wird’s teuer. Ein seriöser Planer berechnet die Vorlauftemperaturen und schlägt ggf. Flächenheizungen vor oder hydraulischen Abgleich nach.
Die IT-Schnittstelle: Ihr unsichtbarer Energiebutler
Moderne Anlagen sind Datenkraftwerke. Doch wer kontrolliert den Datenfluss?
- Monitoring-Pflicht: Verlangen Sie eine lokale Datenausgabe (per S0-Puls, Modbus TCP oder REST-API), nicht nur geschlossene Hersteller-Apps.
- Smart-Grid-Ready: Kann die WP bei Stromüberschuss aktiv heizen? Unterstützt der Wechselrichter Einspeisemanagement (EiMS) nach VDE-AR-N 4105?
- Cybersicherheit: Fragen Sie nach: Wird der Fernzugriff via VPN oder offenen Ports realisiert? Werden Geräte regelmäßig gepatcht?
Ein interessanter Aspekt: Mit Tools wie ioBroker oder Node-RED können Sie selbst Regelalgorithmen schreiben – etwa die WP nur bei Solarüberschuss laufen lassen. Voraussetzung: offene Schnittstellen.
Die Montage: Wo Theorie auf Praxis trifft
Die beste Planung nutzt nichts, wenn das Montageteam pfuscht. Beobachten Sie unauffällig:
Kabelmanagement: Werden DC-Strings parallel verlegt? Mindestabstand 30cm zu AC-Leitungen! Schlaffe Kabel in der Dachhaut? Brandrisiko.
Lärmdisziplin: Wärmepumpen-Montage erfordert präzise Schwingungsdämpfung. Werden Fundamente entkoppelt? Schallmessung nach Inbetriebnahme verlangen!
Dokumentation: Am Tag der Übergabe müssen Sie erhalten: Elektrischer Schaltplan, Übersichtsplan der Komponenten, Wartungsprotokolle, Herstellerunterlagen, Inbetriebnahmeprotokoll mit Messwerten (Isolationswiderstand, Stringspannungen). Fehlt etwas? Nicht abnehmen!
Nach dem Einbau: Der lange Atem
Die ersten zwei Jahre sind die Feuerprobe. Hier trennt sich der Service-Spreu vom Weizen:
Wartungsverträge: PV-Anlagen brauchen kaum Wartung – trotzdem bieten viele teure Jahresverträge an. Sinnvoller: Inspektionsvertrag alle 3-4 Jahre plus Reinigung bei Verschmutzung. Bei Wärmepumpen: jährlicher Check des Kältemitteldrucks und der Hydraulik.
Störungsmanagement: Testen Sie den Notfall: Mail an den Anbieter mit „Wechselrichter Fehler 023“. Antwortzeit unter 4 Stunden? Gut. Vor-Ort-Termin innerhalb von 3 Werktagen? Sehr gut.
Updates und Upgrades: Bekommt Ihre Anlage Firmware-Updates? Werden Sie informiert, wenn neue Funktionen (z.B. dynamisches Lastmanagement) nachrüstbar sind?
Fazit: Partnerschaft statt Produktverkauf
Die richtige Wahl des Anbieters für Photovoltaik und Wärmepumpen ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Es geht nicht um den günstigsten Preis, sondern um einen Partner, der Ihre Anlage über 20+ Jahre begleitet. Verlassen Sie sich nie auf bunte Broschüren. Fordern Sie Daten, Referenzen und Transparenz ein – wie beim Kauf von Servern oder Softwarelizenzen. Denn am Ende zählt nicht die Kilowattstunde vom Dach, sondern die vermiedene Fruststunde vor dem defekten Wechselrichter.
Ein letzter Rat: Scheuen Sie sich nicht, technisch detailliert nachzufragen. Ein Betrieb, der Ihre Fragen nach Modbus-Registern oder JAZ-Berechnungen als lästig empfindet, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Sie sind nicht nur Kunde, sondern Betreiber eines Kraftwerks. Handeln Sie danach.
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